Achtsamkeit bedeutet auch und in erster Linie, achtsam mit sich selbst umzugehen. Wie können wir das machen?
Ein Weg dazu sind die Geisteshaltungen oder „inneren Haltungen“ der Achtsamkeit, die uns dabei unterstützen, Schritt für Schritt einen fürsorglichen und heilsamen Lebensstil zu
kultivieren.
Es gibt sehr viele verschiedene Geisteshaltungen in der Achtsamkeit. In meinem Blog stelle ich Ihnen die meiner Erfahrung nach wichtigsten inneren Haltungen zur Stressbewältigung vor. Sie helfen
Ihnen, gelassener zu werden, einen heilsamen Umgang mit den alltäglichen „Katastrophen“ zu finden, Vertrauen zu haben und mehr Lebensfreude
zu spüren.
„Nicht-Bewerten“ oder auch „Wertneutralität“ bedeutet:
- allen Geschehnissen und Situationen im Alltag und Ihren Mitmenschen mit einer neutralen, offenen Haltung zu begegnen
- nicht automatisch die innere „Bewertungs-Schublade“ öffnen und in „schlecht, falsch, nervig“ oder „gut, richtig, super“ stecken
Das ist gar nicht mal so einfach, denn der „Bewertungsmodus“ ist wie ein „Reflex“ in uns ständig aktiv. Wir haben diesen „Reflex“ von unseren Vorfahren geerbt, denn für sie war er
überlebensnotwendig. Sie mussten binnen Sekunden entscheiden, ob jemand freundlich oder feindlich gesinnt ist oder sogar „Gefahr für Leib und Leben“ besteht.
Dieses „Überlebensprogramm“ brauchen wir aber heute nicht mehr. Es hindert uns vielmehr daran, dem Leben direkt und ohne Vorbehalt zu begegnen, denn unsere Bewertungen sind:
- rein subjektiv
- aus unseren Erfahrungen in der Vergangenheit gespeist
- und lassen uns die Wirklichkeit nur durch unsere eigene „Brille“ sehen
Bewertungen können auch massiv unser Stresssystem aktivieren:
- unsere Bewertungen fallen häufig negativ aus (insbesondere uns selbst gegenüber), verursachen negative Gedanken und infolge unangenehme Gefühle und Stress
- ein gutes Beispiel hierfür ist das sog. „Gedankenlesen“ bei anderen Menschen: wie oft sind Sie der Meinung, zu wissen, was der oder die andere über Sie denken oder interpretieren
ein bestimmtes Verhalten: „Der Kollege / Kollegin hat mich heute nicht gegrüßt.... hat er / sie etwas gegen mich?“
Auch das vermeintliche „Gedankenlesen-Können“ und „weiter interpretieren“ bei unseren Mitmenschen gehört in den Bereich des „Bewertens“ und aktiviert in der Regel unseren Stressmodus
Mit einer neutralen Haltung – ohne Bewertung – bleiben wir gelassen und ruhig:
- unser Stresssystem wird nicht aktiviert
- wir haben die Chance, unsere „Brille“ abzusetzen und wahrzunehmen, was sich uns tatsächlich bietet
- wir bekommen Klarheit und Einsicht
- wir können Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten und so neue oder andere Entscheidungen treffen
Übung: kommen Sie sich selbst auf die Schliche und
- beobachten Sie an einem Tag mal Ihre Gedanken und Reaktionen und bemerken Sie, wie oft Sie dabei automatisch bewerten und v. a., wie häufig Ihre Bewertungen negativ
ausfallen
- achten Sie darauf, wie oft Sie bei Ihren Mitmenschen vermeintlich ihre „Gedankenlesen können“ oder Verhaltensweisen weiter interpretieren
- stellen Sie fest, wie Sie sich in diesem Moment fühlen und lösen dann Ihre Aufmerksamkeit bewusst von diesen Gedanken weg hin zu Ihrem Atem, machen Sie eine kurze Atemmeditation
(Vorschläge dazu finden Sie in einem anderen Blog-Beitrag) und finden Sie so zu innerer Ruhe und Gelassenheit zurück